Als Christen sind ja immer unter dem Schirm des Höchsten …
6:30 Uhr der Wecker klingelt. Ich gehe in den Keller zum Frühstücken und Wasser holen. Ich bin extra mal leise heute um die andere Pilgerin nicht auf zu wecken. Als ich unten war, musste ich feststellen, dass sie schon längst über alle Berge ist. Ich dachte immer, ich bin dieses Mal ziemlich früh dran. So kann man sich täuschen.
Zug 7:55 von „schöne Aussicht, Gotha“ nach Erfurt


Fußweg 13 Minuten
Abmarsch 7:35 Uhr heute mit leichtem Gepäck, weil ich ja noch eine Nacht hier in Gotha übernachte. Mit dem Zug fahre ich also „rückwärts“ dahin, wo ich gestern aufgehört habe, und setze meine Pilgerwanderung von Erfurt nach Gotha fort. Und morgen geht es dann weiter Richtung Santiago de Compostela – also nach Eisenach
Am Bahnhof Gotha traf ich zwei weitere Pilger und wir kamen gleich über die vielen Jakobswege ins Gespräch. Sie sind genau wie ich letztes Jahr die erste Etappe der via Regia – also dem ökumenischen Pilgerweg gestartet und machen dieses Jahr weiter. Allerdings kürzere Etappen und nehmen auch mal den Bus oder Zug.
8:53 Uhr Ankunft in Erfurt am Hauptbahnhof. Jetzt muss ich erst mal zurück zum Camino. Das sind auch einige Kilometers.

Unterwegs hab ich mir noch ein belegtes Brötchen mit Schinken und Käse und einem Ei geholt für vier Euro. Ich hab dann noch mal nachgefragt, ob ich mich vielleicht gehört hätte. Aber nein vier Euro war wohl richtig. Den üblichen Satz: ich wollte nicht gleich den ganzen Laden kaufen, hab ich mir verkniffen.
9:40 endlich bin ich wieder zurück auf dem Camino. Sehr spät heute und es wird schon warm. Aber früher aufstehen wäre heute keine Option gewesen, denn das war der erste Zug hierher. Heute sind 28° vorhergesagt und es geht meistens auf freiem Feld ohne Bäume Richtung Gotha. Da werde ich wohl nachher meinen Sonnenschirm aufspannen müssen. So gut beschirmt laufe ich immer im Schatten.

Genau wie schon gestern geht es zunächst mal 7 km leicht bergauf.
11:00 Uhr nach 5 km und noch 21,5 vor mir finde ich eine Bank im Schatten und genieße die zweite Hälfte meines Croissants. Von heute Morgen. Der Camino ist hier nicht gut gepflegt. Es geht wieder durch meterhohe sehr schmale Graspfade. Man kann den Weg nur erahnen. Heute ist ein schöner Tag. Die Sonne meint es gut mit mir – zu gut.

13:00 Uhr endlich Mittagspause. Hier ist eine schöne Bank im Schatten extra für die Pilger hingerichtet. Ich probiere mal mein vier Euro belegtes Brötchen. Da ist jetzt nichts drauf, was diesem Preis rechtfertigen würde, wenn man mal großzügig das Material und die Kosten für den Laden mit 1€ ansetzt, dann sind immer noch drei Euro Gewinn nur für das belegen des Brötchens. Bei nur zehn Brötchen in der Stunde ist ein Stundenlohn von 300 € nicht schlecht.

Wäre ich nicht hier, sondern in der Pfalz unterwegs, würde ich jetzt eine kühle Weißweinschorle trinken oder in Spanien vielleicht eine kleine cervesa oder eine Cola Light – schön kalt das würde mir jetzt so richtig reinzischen. Aber man soll doch gar nicht so kalt trinken. Lauwarmes Wasser ist viel besser für den Magen.

Gefühlt schon 2 Stunden laufe ich entspannt auf 1 km langen Asphaltstraße. Man läuft wesentlich bequemer, als auf der Schotterpiste. Auch wenn es hier wenig Abwechslung für die Augen gibt. Aber die Füße freuen sich.

Und zur Abwechslung, ist jetzt wieder die Schotterpiste beim Ort Tütleben angesagt. Dort werden irgendwelche riesige unterirdische Rohre verlegt. Und danach mit einfach Bauschutt hingeschüttet und die Pilger soll mal sehen, wie sie da laufen können.
Kurz vor Gotha wird die Gegend noch mal richtig schön. Ein guter Weg zum laufen links und rechts Kornfelder mit vielen Blümchen dazwischen.


Die Vorstadt von Gotha erspar ich mir heute und nehme eine Abkürzung (Bus). Ich bin ja heute Morgen schon zum Bahnhof in Gotha gelaufen und vom Hauptbahnhof Erfurt zum Camino. Somit kann ich das guten Gewissens ausgleichen.
Zurück in der Herberge mache ich erst mal ein Nickerchen und dann duschen und Wäsche waschen.