Aufgrund einer Anfrage aus der Schweiz, von meinem Pilgerfreund Hans, habe ich heute beim Fotografieren darauf geachtet auch die Hinweisschilder mit Jakobsmuschel mit auf das Bild zu bekommen.
4:30 Uhr ich wusste gar nicht, dass die Sonne schon so früh langsam die Erde erhellt. Die Zimmer hier sind sehr hellhörig: ich höre den Nachbar Husten und die ersten Autos.
6:15 Uhr heute habe ich den Wecker sehr früh gestellt, weil die Strecke sehr lang werden wird. Und ich hier wieder raus möchte. Der Kollege neben mir im Zimmer, welcher hier wohl dauerhaft wohnt und irgendwo arbeitet, ist ein starker Raucher. Alles riecht ja irgendwie nach kaltem Rauch. Er kommt aus Tschechien. Ich habe gestern versucht mit ihm ein wenig zu plaudern. Aber er konnte nur einen Satz: mein Deutsch ist Scheiße. Naja, wenigstens ein wichtiges deutsches Wort kann er gut sagen.
6:57 Uhr das ist mein neuer Rekord: I’m on the road Again.
7:00 Uhr fast pünktlich zwölften bin ich in der Bäckerei beim Lidl, um zum frühstücken. 5,25€ für zwei Brötchen mit Aufstrich und eines mit Wurst sind vollkommen Ordnung.
7:30 Uhr bin wieder auf dem Camino

In Stenz hatte ich die gute Gelegenheit das dortige armen Haus besuchen zu können. Eine andere Pilgerin hat mich eingelassen und ich konnte einige schöne Fotos machen. Das ist ein sehr kleines Haus ohne Strom, also ohne Licht und ohne Wasser. Es gibt ein paar Kerzen, einen Holzofen falls es kalt wird, zum waschen wird ein großer Krug mit Warmwasser gebracht das Abwasser einfach auf dem Boden schütten denn der Steinboden ist etwas durchlässig und kann ablaufen. Oben im Dachgeschoss ist ein kleines Bett und eine größere Matratze aus Stroh. Dabei liegen Decken. Sie hat die Decken jedoch auf die Strohmatratze gelegt und darauf ihren eigenen Schlafsack. Dann wird das Stroh etwas bequemer und piekst nicht beim schlafen.


Nach Stenz geht es mehrere Kilometer schön durch den Wald. Die Beschilderung mit der gelben Muschel auf blauem Grund ist meistens gut vorhanden. Nur manchmal, oft gerade an den schwierigen Stellen, fehlt sie jedoch. Aber ich habe ja die Tour komplett in meinem Handy griffbereit. In Spanien ist es auf dem Land fast lückenlos ausgeschildert, aber in manchen Großstädten dort ist es hilfreich die Tour im Handy im Blick zu behalten.


8:50 Uhr 5 km gelaufen und noch 28 vor mir. Hier ist eine schöne Hütte im Wald ganz toll mit Blumenschmuck und ein paar Ostereier daran hängend eine Weihnachtskugel oh mehrere Weihnachtskugeln also an alles gedacht – zeitlos eben. An der Wand hängt ein Bild mit einer Jakobsmuschel und ein passender Spruch daneben: komm Zeit mach es dir bequem. Frisch geschmiert geht es weiter durch den wunderbaren Wald her. Hier ist wirklich niemand anzutreffen – nur die Natur und ich.


11:10 Uhr 14 km gelaufen und noch 20 vor mir. Andersrum wäre mir lieber gewesen. Über 2 Stunden bin ich schon durchgelaufen. Nur zwei kurze Unterbrechungen einmal für Geocaching und einmal am Froschteich.
Zuvor im Wald war es echt abwechslungsreich und schön. Aber ich habe zuvor auch schon im Pilgerbuch gelesen, dass es jetzt hier viel auf asphaltierten Straßen weitergeht. Nach längerer Zeit endlich mal eine schöne Sitzgelegenheit bei der Feuerwehr und einem Gemeinde Spielplatz. Ich habe sogar eine halbe Stunde Pause gemacht. Das relativ lange.
Immer mal wieder werde ich gefragt, ob ich schon Blasen an den Füßen hätte. Anscheinend ist das interessant für euch. Die Fußsohlen, insbesondere die Versen, fühlt sich manchmal so an als wäre ich über heiße Kohlen gelaufen. Dann Creme ich sie wieder ein sehr guten Hirschtalg Creme. Die wirkt echt Wunder: sie erzeugt einen Schutz Film beim wandern, heilt die Haut und gibt Ihnen die Nährstoffe, die sie benötigt.

Kein Freier Straßenstrich:
Beim laufen ist mir aufgefallen dass am linken Wegesrand immer eine Fliege sitzt. Und wenn ich komme fliegt sie weg. Ich laufe weiter und wieder hoch die Fliege auf dem weißen Strich. Ich frage mich manchmal ist es immer die gleiche Fliege oder eine andere. Ist hier wirklich kein freier Straßenstrich zu sehen? Immer hockt eine oder die gleiche Fliege auf dem weißen Strich. Und warum habt ihr dort? Ist es dort wärmer oder einfach nur heller? Oder gefallen ihr die reflektierenden Anteile in der Farbe? Es ist schon merkwürdig welche Gedanken man sich macht so beim pilgern, wenn man sonst nix zu tun hat.

Immer laufen und der Straße entlang. Nach 20 km bei Schönfeld habe ich die Wahl ob ich lieber die kompletten 30 km und evtl. einen Regenschauer riskiere oder ob ich nur 20 km laufe, den Zug nehme und danach ein Eis essen. Und dann in die Herberge. Ich muss mich nun entscheiden.
Die Antwort lass ich heute einfach mal offen. Vielleicht könnt ihr mir einen Tipp geben wie ich mich hätte entscheiden sollen. Oder was denkst du? Wie habe ich mich entschieden? Hinterlasse einfach einen Kommentar hier…
Nachtrag einen Tag später:

Das Zimmer hier ist super. Und das für 34 € inklusive Frühstück.

Lieber Fred
Du hast geliefert …
Ich hätte nie vermutet, dass die Pilgerpfade bei euch in Deutschland so regelmässig und sympathisch (wie gehabt …) markiert sind. Man ist da offenbar gut „aufgehoben“. Merci für die aufklärenden Fotos!
Zu deiner Frage, wie du abschliessend nach Grossenhain gekommen bist – zu Fuss oder mit der Bahn. Vorbemerkung: Wir in der Schweiz schreiben kein „scharfes S“. Für uns ist ein „ẞ“ immer ein „Doppel-S“. „Okay“ – oder wie du nach erfolgreichem Absolvieren des Camino Santiago sagen würdest – „Vale“ …
Um eine erfolgversprechende Aussage machen zu können, hätte ich natürlich ein paar Fragen an dich:
– In welchem Zustand bist du in Schönfeld angekommen: ausgehungert und unterernährt?
– Hast du deine aufgeblasene Zehe schon aus deinem Informationssystem löschen können oder macht sie sich bei jedem Schritt bemerkbar?
– Wie steht es mit dem Wetter? Hast du den aufkommenden Hurrikan schon im Gesichtsfeld?
– Wann fährt dein Zug von Schönfeld nach Grossenhain? Bei einer Stunde Wartezeit am Bahnhof bist du bei deiner „Leichtigkeit des Gehens“ schon kurz vor dem Zielort …
– Ist die Etappe von morgen Mittwoch strapaziös oder eher locker und erholsam?
– Und, und, und …
Fred, ich mag dir eine unbeschwerliche Fahrt mit dem Zug gönnen. Soviel ich weiss, bist du kein typischer Bahnfahrer. Ich vermute, dass die DB bei dir noch etwas punkten kann …
Du bist also in Schönfeld bzw. Lampertswalde in den Zug gestiegen!
Alles Gute und viel Spass für morgen Mittwoch!
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Hans
Lieber Hans, deine Kommentare sind der Hammer. Immer wieder nett und lesenswert. Sorry, wenn ich unterwegs nicht auf alle Fragen eingehen kann. Die Blase vorne am Zeh stört eigentlich fast gar nicht. Blasen auf der Lauffläche sind viel schlimmer oder hinten an der Ferse. Und da hab ich zum Glück keine Probleme. Denn gut geschmiert mit Hirsch Talg Creme läuft sich einfach besser. Also bei jeder längeren Pause wird wieder nach geschmiert