Touren von Pilgerfred

Tag 11 Azofra – Granon 22km

Bei der nächsten Bar hier im Ort gibt es ein Frühstück für 5,50€: Kaffee, 1 Croissant, 2 Eier und etwas Weißbrot.
Pedro kommt auch hierher – aber er geht weiter. Und ich genieße mein Frühstück-chen

8:25 endlich geht es wieder weiter

Kurz nach dem Ort kommt eine Weggabelung. Es gab dort allerdings keine weiteren Hinweise. Nach meinem Informationen gibt es hier auch zwei mögliche Wege. Beide sind etwa gleich lang. Ich jedoch habe mich für den linken Weg entschieden. Es ist die Alternativroute und sie ist nur geschottert. Der breite geteerte Weg, den alle gehen, führt an der Autobahn vorbei.

Prompt hat mich ein entgegenkommender Eingeborener angesprochen, dass das hier nicht der camino official ist. Aber das wusste ich bereits. Mit ein paar mir bekannten Worten wie „Hola, el camino alternativo“ lächelte ich ihm freundlich zu und ging weiter. Denn in meinem Pilgerbuch als eBook hatte ich mich schon zuvor für diese entschieden. Diese ist viel schöner, ruhiger und es hat hier weniger Ausländer (Pilger).

Es ist heute schon sehr warm hier.
Allerdings muss man hier ein Stück an der Straße entlang. Nächstes mal nehme ich deshalb vielleicht doch lieber den camino oficiale.

Den letzten Satz kann aber jetzt glatt vergessen, denn es ist hier nun es sehr schön. Ein Weingärtner spritzt gerade seine Weinstöcke und winkt mir zu. Ich winke freundlich zurück. Jetzt steigt er soagar aus und kommt zu mir. Er will mich auf den rechten Weg zurückbringen. Komme mir vor, wie das verlorene Schaf. Ich solle bei der nächsten Gabelung abbiegen, um zum camino zu kommen. Wahrscheinlich weiß er nicht, dass ich bewusst diesen Weg gewählt habe. Da kommt mir ein Lied in den Sinn: „on my way to heaven I should not be moved“. Bitte jetzt mal weghören: ich fange gleich an zu summen. Du auch? Ich bin ja auch ganz alleine hier. Aber beim summen blieb es nicht …

Demnächst werde ich wohl wieder auf den camino official stoßen. Von einer Anhöhe aus, kann ich den Pilgerstom von oben bewundern. Das gibt bestimmt ein schönes Video. Nun reihe ich mich wieder in der langen Pilgerschar ein. Schweigend kämpft sich die Masse den Hügel hinauf.

Es ist sauheiß hier: jetzt kurzärmelig und mit Sonnenschirm. Mit so einem schönen Schirm hat man auf einmal ganz viele neue Freunde. Alle lächeln einem freundlich zu. Ich lächle freundlich zurück und setze meinen Weg unbeirrt unter meinem mitgebrachten Dauerschatten fort. Andere brutzeln dafür lieber in der Sonne.

10:30 ich habe Pedro eingeholt nach 9,5km. Lange habe ich mich mit ihm unterhalten. Auslöser war ein dummer Spruch von mir, als der Weg vor uns nach oben ansteigt und dahinter nichts zu sehen ist. Links und rechts eine wunderschöne grüne Landschaft und dahinter ein sowas von blauer Himmel. Nun mein Spruch: it seams that this way goes directly to heaven. Because he endet in the horizont. Auf deutsch: es sieht so aus, als ob dieser Weg direkt im Himmel (Paradies) endet. Weil er direkt im Horizont endet.

Er hat mich gefragt, warum Leute den camino laufen. Viele machen das ausschließlich aus sportlichen Gründen. Wir stellten fest, dass es bei uns beiden nicht so ist. Spanien ist zu 95% katholisch. Wir waren uns weiterhin einig, dass Jesus der einzige Weg zu Gott ist. Zur Erinnerung der Einstieg war heaven (Paradies). Und das Jesus allein genügt. Dann kam Santiago = Jakobus ins Spiel und dass seine Gebeine im Jahre 1000 gefunden wurden. Ausgerechnet dann, als die Moslems in Spanien die Oberhand gewannen. Und der Bischof damals mit diesem „Trick“ Spanier, Franzosen, Alemannen dazu bewegen konnte gegen diese zu kämpfen und zu besiegen. Die Gebeine wurden dort gefunden, wo vor dem Jahre 0 ein Komet einschlug. Die Spanier lieben solche alten Geschichten und Sagen. Manche hören sich sehr schräg an. In der Kathedrale im Ort Santo Domingo sind oben Hühner zu sehen. Also in der Kathedrale! Rechts unterhalb vom Altar gibt es einen Sakrophag. Ich erklärte ihm dann, dass wir eigentlich keine schrägen alte Geschichten, keine Schutzpatronen, keine Heiligen und keinen Papst brauchen, um zu Gott zu kommen. Jesus allein genügt, waren wir uns zuvor einig gewesen. Heilig bedeutet doch zu Gott gehörend (den 7. Tag heiligen, heilige Bundeslade, Tempel..). Christen sind also alle automatisch heilig.

Er sagte mir dann, ob ich wüsste dass Jesus Harfe gespielt hat. Ich schluckte erst mal, überlegte und sagte: das habe ich bisher in der Bibel noch nicht gelesen. Doch als Kind vor dem ersten Wunder (Wasser zu Wein). Als er mit 12 ausgebüchst ist und im Tempel war. Es gäbe da ein Buch im Internet, dass ich unbedingt lesen müsste, da dort noch mehr solche Geschichten stünden. Ich lehne ab und sage, dass mir die Schriften, die damals von den Apostelkonzielen als richtig beschlossenen wurden, genügen. Mehr brauchen wir nicht.

12:15..13:00 Pause in Santo Domingo nach 14,4km. Es gab Hamburger und ein kleines Bierchen für 5€

Der Eintritt in die Kathedrale kostet 3€ für Pilger. Sehr interessant dort. Auch Hühner oben im Fenster konnte ich innen bestaunen.

14:20 Santo Domingo liegt nun hinter mir. Kein anderer Pilger ist in Sicht. Komisch, wahrscheinlich will keiner in der Sonne laufen. Ich auch nicht. Aber ich habe ja immer Schatten, egal wo immer ich hingehe. So ähnlich wie bei Lucky Luke. Ein Cowboy, der schneller zieht, als sein Schatten.

15:30 ich bin angekommen in Granon in der Albergue „Case de las Sonrises“ bei Ernesto. Hier gibt es keinen Stempel, sondern nur in der Bar im Zentrum und keine Preise für die Übernachtung. Es gibt eine Spendenkasse. Hier soll jeder etwas einlegen, was er für angemessen hält. Abendessen und Frühstück gibt es auch. Keine Ahnung wann, was oder wie. Ich habe das 5er Zimmer gleich neben der Eingangstür dem Schlafsaal im DG vorgezogen. Ein dünner Vorhang trennt uns vom Flur. Zwei italienische Radler kamen dazu. Wir fanden aber keine gemeinsame language (Sprache).

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