5:50 Nanu, wo ist den mein Zimmernachbar hin? Das Bett ist leer und alle seine Sachen sind verschwunden. Jetzt ist es mir jetzt schon wieder passiert. Und ich habe absolut nichts mitbekommen. Aber ich bin noch so müde.
7:40 Da bin ich aber nochmal sehr lange eingenickt. Jetzt muss es aber ganz schnell gehen.
8:15 Aus dem Haus bin ich nun in 25 Minuten draußen. Das ist rekordverdächtig. Gut dass ich immer schon Abends alles für den nächsten Tag hinrichte und meine Wasserflaschen auffülle.

Heute fällt mir das Laufen irgendwie schwer: mit einem kalten Gegenwind geht es bergauf.
9:30 nach 5km Fußmarsch, habe ich noch 15km vor meinem Tagesziel. Immerhin schon 25% trotz des dappichen Windes heute. Die jeweiligen Besonderheiten dieses Tagebuches habe ich via Spracheingabe diktiert. Komisch das Wort „dappich“ kennt mein Smartphone gar nicht.
Unterwegs treffe ich wieder einen dieser Wegelagerer. Er verlangte 2€ von mir und ich gebe sie ihm bereitwillig. Als Gegenleistung gibt er mir ein Weck und eine Chirozo – diese spanischen Paprikawürste sind hier eine Spezialität und sind sehr lecker.

Das australische Ehepaar war auch schon da. Diese treffe ich nun schon zum dritten mal. Aber immer nur beim Essen. Und einige Amis sind auch hier.
Gerade eben hat unser Autohaus angerufen. Das Auto kann nun abgeholt werden. Ich habe ihm erklärt, dass es für mich grad etwas schwierig zu kommen.
10:30 Ein kurzer Boxenstopp mit Wartung der Füße, Socken wechseln und die Trackingstöcke auspacken. Denn es geht nun über Steine bergauf.

12:00 Pause kurz vor Nareja 13,5km gelaufen noch 4km bis zur Ortsmitte. An den Fersen entdecke ich erste Anzeichen von Blasen. Die Hirschtalkcreme auftragen – sie hat mir schon oft geholfen. Ist ein echtes Wundermittel.
Unterwegs kam uns eine Schafherde entgegen. Sehr nett von einigen jungen Schäflein, wie sie uns zugerufen haben. Ich fühle mich schon fast, wie bei der Tour de France und den Fans am Straßenrand. Aber sie hinterlassen eine deutliche Spur. Hier muss man jetzt ganz vorsichtig sein beim Laufen und genau hinschauen, wo man hintritt.

13:00 und 16km gelaufen. Nareja ist eine schöne Stadt. Die sollte man sich mal näher ansehen. Ich aber laufe noch eine weiter nach Azofra. Falls ich da nichts bekommen sollte, kann ich immer noch mit dem Bus hierher fahren. Hab einen Screenshot vom Fahrplan gemacht. Sind ja nur noch 6km und es ist noch mittel am Tag (sagt man im Badischen so).

13:45 un poco de cerveza (ein kleines Bier) mit Lemon beigesetzt. Sehr fein. Da muss ich auch probieren selber zu brauen. Frank hat heute Geburtstag. Wir haben uns remote zugeprostet.


15:30 Ankunft in der „Albergue Municipal de Azofra“. Hier gibt es nur DZ für 10€. Unterwegs habe ich Günter getroffen. Wir teilen uns ein Zimmer. Aber wahrscheinlich ist er morgen auch schon wieder weg, bis ich mal aufwache. Die Herberge hat Platz für 60 Personen. Es ist alles sehr einfach und spartanisch hier: die Wände bestehen einfach nur aus Spressspanplatten. Die Zimmertür sind Schwenktüren, wie im Wilden Westen und zugleich auch die Schranktüren. Sehr einfaltsreich gemacht. Aber man fühlt sich irgendwie wie im Gefängniss. Es gibt keine Steckdosen im Zimmer. Dafür auf dem Gang drei Stück für 10 Zimmer. Dort möchte ich nicht mein gutes Handy zum Laden ablegen. Zum Glück lade ich meist nur meine Powerbank und damit dann mein Handy auf. Aber es ist alles sauber, neu und ordentlich. Es gibt unter eine Küche für Selbstversorger mit Aufenthaltsraum und unten im Hof ein Fußplanschbecken und eine Wäscheleine. Was will man mehr.

Im Ort gab es ein Pilgermenü für 11€ und es war wieder top: Als Vorspeise einen Gemüseeintopf, drei sehr dünne Schweinelenden mit Pommes und Caramelcreme mit Sahne und Schokoladensauce als Nachtisch. Dazu 0,5 L vino tinto (Rotwein) und Weißbrotscheiben. Hier in Spanien ist alles Fleisch sehr dünn geschnitten.


