Komoot Tour mit Bilder:
JW3-2023-01 Merseburg – Frankleben 8,1km | Wanderung | Komoot
Pünktlich gegen 6:40 bin ich am Bahnhof Bruchsal, um mir dort das Frühstück und Verpflegung zu kaufen. Ein paar Scheiben Wurst sowie Marmelade und Nutella habe ich in kleinen Mengen dabei. Beim routinemäßigen Checkup nach Geldbeutel und Handy fehlte jedoch etwas: mein Handy. Schock! Das geht ja gar nicht. Denn darin sind ja alle meine Fahrkarten und Touren gespeichert. also muss ich schnell zu Hause anrufen und es mir bringen lassen. Ich hab ein paar Leute angesprochen, ob ich mal telefonieren dürfte. Doch niemand hatte noch genug freie Einheiten zur Verfügung. Als letzte Möglichkeit habe ich nun die Jehowas Zeugen angesprochen. Das war meine Rettung. Gerne überließ mir ein netter Herr sein Handy. Und so konnte ich noch rechtzeitig meinen zweiten und letzten Anschlusszug Richtung Heidelberg bekommen. Diesen Schock musste ich erst einmal verdauen. Mir lag es fast auf den Lippen zu sagen: „see you in heaven“. Wobei ICH sicher dabei sein werde.
Den günstigen Flixtrain von Heidelberg aus nach Halle hatte ich mir irgendwie moderner vorgestellt. Stattdessen ist es ein alter Zug der Bahn. Drinnen sitzen fast nur junge Leute. Wahrscheinlich weil dieser günstiger ist, als der ICE.
An meinem heutigen Zielort gibt es keine Möglichkeit, etwas zu essen zu kaufen. Und am heutigen Montag haben viele Restaurants geschlossen. Deshalb muss ich mich schon vorher eindecken mit Lebensmitteln für unterwegs, heute Abend und morgen früh zum Frühstück. Denn im Schloss, wo ich heute übernachten werde, gibt es kein Frühstück. Für Notfälle habe ich ja noch eine Nußmischung 200 g und einige Müsliriegel dabei.
Bisher war der Zug super leer und man konnte sich einen schönen Platz aussuchen. Doch nun ab Darmstadt kehre ich an meinen reservierten Platz am Fenster zurück, wo mich die Sonne immer wieder schön in die Augen blinzelt.
Jetzt muss ich aufhören: der Schaffner kontrolliert die Fahrkarten. Aus dem Augenwinkel sehe ich noch wie der Schaffner (wahrscheinlich) einen Koffer mitnimmt. Oder war das doch jemand anders?

Einige Zeit später kommt ein junges Mädchen und deutet auf den freien Platz im Gang. Sie sieht aus, als hätte sie einen Schock! Schon der zweite Schock heute. Ich glaube, sie sucht ihren Koffer. Ich habe ihr gesagt, dass der Schaffner den Koffer mitgenommen hat. Denn dieser stand vor einem Feuerlöscher. Zum Glück fand sie ihn wieder zwischen den beiden Waggons.
Um 10:10 Uhr fahren wir an Fulda vorbei. Dort wird mein Camino für dieses Jahr enden. Also ab jetzt fahre ich die Strecke ab, welche ich auch laufen werde. die günstige Hinfahrt kostet 18 € und die Rückfahrt nur fünf Euro im Flixtrain. Die regionalen Fahrten mache ich mit dem Deutschland Ticket für 49€ im Monat.
Mit 130 km/h fahren wir nun an „meinem“ Camino vorbei. Ist irgendwie komisch an dem Weg vorbei zu fahren, welchen man später laufen wird. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 160 km/h und auch mal 205. So viel hätte ich diesen alten Zug gar nicht zugetraut. Beim Sprung über so mancher Weiche waren unter mir komische Geräusche zu hören. Vielleicht sind da ein paar Schrauben locker?
Ich glaube, wir haben uns verfahren. Der Zug macht einen ziemlichen Umweg, von meiner Sicht vom Camino aus betrachtet.
Etwas später verstehe ich nun warum dieser Zug biller ist, als ein ICE. Denn er ist nicht klimatisiert und ziemlich laut. Wenn man die Fenster etwas herunter zieht, wird es noch lauter. Also muss man wählen zwischen laut oder schwitzen.
12:15 Uhr beim Umsteigen. In Saale gönne ich mir eine Wurst im Weck und eine kleine Cola. Das muss reichen als Mittagessen.
12:40 Abmarsch in Merseburg. Ich bin wieder auf dem camino 🙂

Am Stadtrand nach Merseburg geht es euch einen wunderschönen kostenlosen Park. Mit vielen Tieren: Vögel aller Art, zum Beispiel, Wellensittiche, Pfau und Wildschweinen.


Ich komme an einer verlassenen großen Wohnanlage vorbei – vielleicht aus DDR Zeiten. Danach geht es auf einem sehr schmalen schönen Pfad durch Feld und Wald.


Neben einer einsamen Baumallee wachsen viele Mohnblumen, Rapsfelder und Windräder. Ziemlich langweilig geht es nun immer gerade aus. Ab und zu trifft man mal einen Radfahrer oder Auto. Hier ist fast so wenig Verkehr wie in Spanien. Immerhin ist der Weg schön eben. Ich komme gut mit 5,5-6 km/h voran. Hier wird kräftig Energie gewonnen: es gibt mehrere Windräder und mehrere Biogasanlagen.

14:50 Uhr Ankunft in meinem Schloss. Vielleicht ist das eines der Dinge, die man einmal im Leben tun muss: in einem Schloss übernachten. Wer hat denn schon einmal in einem Schloss übernachtet? Und das für zehn Euro? In einem Nebenraum des Schlosses ist ein Raum mit vier Betten, einem Tisch und einem kleinen Holzofen. Direkt daneben sind Dusche und WC. Schöne dicke Wände (etwa 1 m) zieren die Außenseiten. Von dort hat man einen guten Blick direkt auf den Schlosssee.



15:45 Uhr. Ich habe ein paar schöne Bilder vom Schloss und dem See gemacht. Nun gehe ich mir noch ein wenig die Füße vertreten und suche ein paar Geocaching Dosen auf. Danach schaue ich mal ob ich etwas zu essen finde. Denn heute ist Ruhetag und die meisten Läden haben geschlossen. Und dann ist da noch etwas, was ich sehr ungern tue: ich laufe an einer Eisdiele vorbei. Denn leider hat auch diese montags geschlossen.
16:00 Uhr Ich konnte einige geocaches erfolgreich finden. Ich, da ich heute noch nicht genug Bewegung hatte, bin ich also noch etwas mehr als 3 km spazieren gegangen mit 5..6km/h. Auf dem Heimweg komme ich nun wieder an dieser Eisdiele vorbei. 🙁 …

17:00 Uhr hier Schloss würden sich alle diejenigen wohl fühlen, welche es nicht gerne so warm haben. In diesem Gewölbe hat es 18°. Wenn man von draußen rein kommt, fühlt man sich wie in einem Einkaufsladen in der Kühlabteilung.
17:15 Uhr nach einer kurzen Pause in der Herberge muss ich mich nun aufmachen und ein Abendessen finden. An einem See soll es einen Imbiss geben, welcher bis 18:00 Uhr geöffnet hat. Diesen Termin sollte ich nicht verpassen. Also noch mal etwa 1,7 km zusätzlich.
Allerdings wollen die Leute dort nun so langsam Feierabend machen. Ich bekomme die letzte Wurst vom Grill, ein Brötchen und ein kühles blondes. Anscheinend isst heute alles Wurst.

Jetzt sitze ich hier in einem schönen Liegestuhl am Schloßsee und höre den Fröschen beim quaken zu. Nebenbei schreibe ich diesen Blog fertig.

Danke für Deinen sehr interessanten Bericht, mit Höhen und Tiefen …
Ich denke gerade, Du solltest ein Buch schreiben, spätestens wenn Du in Rente bist 😉
Ich würde es kaufen und lesen!
Lieber Fred
Zwar in erster Linie viel Bahnreise, aber trotzdem eine Menge Abwechslungsreiches erlebt. Toller Auftakt zum diesjährigen Camino. Und dann dieses Wetter, Wahnsinn. Wenn ab morgen Dienstag auch noch die Läden geöffnet haben, bist du dann „voll“ drin. Glaube mir: Ich beneide dich!
Alles Gute und geniesse die Tage. Mit freundlichen Grüssen aus der Schweiz
Hans Hächler