Touren von Pilgerfred

Tag 5 23.5.22 Kuckau – Königsbrück 26,5km: Eine Bushaltestelle mitten im Wald und riesige Rhododendrons

Einige meiner größten Leser haben bemängelt, dass ich oftmals jammere. Deshalb möchte ich heute nur positives berichten. Ich versuche es einmal

6:30 Wecker

7:10 Abmarsch

7:20 Uhr schon 500 m zurückgelegt ich brauch eine kleine Pause, zum frühstücken. Meine einzige Chance hier für ein Frühstück zu bekommen – also nutze ich sie. Zwei Bäcker und zwei Metzger haben montags geschlossen

vor mir fährt ein Traktor mit seinem Ausleger und mäht schön die Wegeränder auf dem Feldweg ab. Er ist direkt vor mir. Ich nutze die Gelegenheit, um nicht den Staub einatmen zu müssen, umzusteigen auf kurz ärmlich. Heute ist es viel wärmer als gestern und kein Wind weht mir in die Ohren. Schöner blauer Himmel mit einigen Schleierwolken. Das sieht doch mal gut aus.

Unterwegs hat mich ein Mann mit Hund angesprochen. Und fragte wohin ich gehe. Ohne große zu überlegen antwortete ich ihm nach Santiago. Aber das kennt er wohl nicht und guckte ganz komisch. Dann habe ich ihm erklärt ich laufe heute nach Königsbrück dann weiter Richtung Leipzig. Ich hab ihm auch erklärt dass ich hier auf dem Jakobsweg unterwegs bin. Man darf eben nicht so weit denken und immer schön das Tagesziel vor Augen haben. Nach dem Motto: der Weg ist das Ziel

10:00 Uhr 10:10 Uhr km und noch 17 km vor mir. Ich mache auf einer Bank eine kleine Pause und esse ein Schokoladen Brötchen.

So viel Kohle wollte ich auch mal haben. Gerade versperrte mir ein Riesenberg meinen weiteren Weg. Unter allergrößten Schwierigkeiten habe ich dieses Hindernis erfolgreich überwinden können. Scherz.

Ein Kohleberg versperrt den Camino nach Santiago

Doch jetzt freue ich mich über das von mir liegende Matterhorn. Eine steile Pitze liegt vor mir. Endlich mal etwas Abwechslung. Als immer nur geradeaus auf einer Ebene zu laufen. (Ich soll nicht dauernd jammern, wenn es Berg aufgeht). Denn ich mache diesen Wecker freiwillig. Bin selber schuld. Doch nachher freue ich mich auf die schöne Aussicht. Davon hat auch der Mann zuvor berichtet, der mich angesprochen hatte.

Die leeren Straßen hier, die alten Häuser und das Kopfsteinpflaster sieht fast so aus in einigen Dörfern Spaniens.

Dank meiner Stöcke geht es flott bergauf. Ich möchte einen Korrektur vornehmen: ersetze flott durch stetig. Es geht stetig bergauf. Der Stadtpark hier in Kamenz ist die Wucht riesige Wuschelblütenstaudengewächse hat es hier – wirklich sehr imposant. Man könnte meinen diese breiten sich unkontrolliert aus. Einige sind drei oder vier mal zu groß, als wie ich. Vor Lauter Staunen hab ich hier den richtigen Abzweig auf meinem Weg verpasst. Hier gehe ich gerne noch einmal ein Stück zurück.

Oben angekommen auf dem Hutberg in Kamenz weiß jetzt auch wie Pflanzen heißen: Rhododendron. Ich erinnere mich diese haben wir zu Hause aber nicht in dieser Größe. Eine Gaststätte oder mehr so etwas n Imbiss gibt es ganz oben und Lessingturm. Ich glaube da kommt man kostenlos hoch.

Nachdem ich oben alles bestaunt habe, kann ich eindeutig sagen der Aufstieg zu den Peak und der Abstieg hat sich auf jeden Fall gelohnt. Und hat gar nicht weh. Also so, wie bei der Impfung. Davor muss man wirklich keine Angst haben.

Nach den schönen Erlebnissen oben geht es Steilberg ab. Aufpassen. Ich finde meine Stöcke. Wenn man hier ausrutscht, dann muss man wohl zu Abendessen liegen, wie die Römer.

11:50 Uhr Halbzeit mit 13,5 km. Und wieder laufe ich schön Straße entlang.

Abseits des Weges muss ich wohl einen Dornenzweig übersehen haben. Und dank meiner kurzen Hose hat diese mir zwei Dornen geschenkt. Danke! Mit einem beheizten Griff zog eine nach der anderen heraus.

Und weil ich heute ganz gut in der Zeit liege, suche und finde ich unterwegs noch ein paar geocache verstecke. Hier ist eine schöne Multirunde. Allerdings kann ich aus Zeitgründen nur diejenigen Dosen suchen, welche direkt am Wegesrand sind.

12:40 Uhr 16 km gelaufen noch zehn vor mir. Endlich eine schöne Bank im Schatten. Jetzt mache ich einen auf Genusswandern und packe mal meine Habseligkeiten aus. Das gummiartige belegte Brötchen vom netto schmeckt besser, als sie sich von außen anfühlt. Da ist irgendeine Sauce und ein Salatblatt mit dabei. Nein, keine Angst: ich esse nicht alles auf. Denn einiges ist meine Notreserve, falls ich mal nichts zum Essen finden sollte. Nüsse sind immer gut und etwas Zuckerhaltiges.

Nachdem ich an vorhin verloren habe ich war Mittagessen und Geocaching nehme ich nun wieder meine Stücke zu Hilfe und laufe zügig weiter.

Doch hier mitten im Wald sehe ich etwas sehr ungewöhnliches: eine Bushaltestelle. Nie im Leben kommt hier ein Bus vorbei, oder? Bus Nummer 999 gültig im gesamten Jägerleben steht darüber. Bei den Uhrzeiten 50 und 50 A heißt es nur an Jagdtagen. Sehr interessant.

Ich bin begeistert: meinen Füßen geht es gerade gut. Mit einem Tempo von 5 km/h oder etwas mehr manchmal bin ich ganz zufrieden.

Ich bin ja so froh, dass schon lang keine Bank mehr kam – mal abgesehen von der verrückten Bushaltestelle – denn sonst werde ich mich noch hinsetzen und ein kleine Pause machen. Diese Faulenzerrai hier kostet unnötig Zeit. Allerdings würde es mir nur die Zeit rauben.

14:10 Uhr 22 km gelaufen und noch 5 km vor mir. Seit Mittagessen bin ich ohne Unterbrechung (mal abgesehen von der Fake Bushaltestelle) ohne Pause mit etwa 5 km/h durchsprintet. Meine Füße und Socken glühen. Aber mir geht’s gut soweit.

14:45 Uhr in Rheinau kam ich an einem Armenhaus vorbei. in meiner heutigen Unterkunft. Und es liegt direkt am Bach sehr schön gelegen. Innen sieht es aus wie in einem Museumshaus. Immerhin es gibt Licht Kühlschrank, Koch Möglichkeit Dusche mit warmen Wasser. Daher ganz in Ordnung.

Ankunft circa 15:30 Uhr

Eigentlich wollte ich ja heute nur positives berichten. Also das Zimmer hat ein bezogenes Bett und es gibt zwei Handtücher. Der Preis 25 € ist gerade noch angemessen. Und die Dusche war warm. Naja es liegt halt ziemlich zentral an der Straße – gut man muss nicht weit laufen. Im Kloster war es natürlich ruhiger und leiser, als hier. Viele Leute können ja auch bei Licht ganz gut schlafen – also ohne Verdunklungsmöglichkeit – für die mag es ja ganz in Ordnung sein hier.

In Königsbrück und Umgebung hier gab es halt kaum bessere Alternativen. Hier habe ich am längsten gesucht ob ich überhaupt eine Unterkunft finde. Da darf man dann auch nicht wählerisch sein.

18:00 Uhr ich mache mich auf, und das Dorf zu erkunden. Ich bin also auf Futtersuche für heute Abend und für morgen früh zum frühstücken.

Ein Kommentar zu “Tag 5 23.5.22 Kuckau – Königsbrück 26,5km: Eine Bushaltestelle mitten im Wald und riesige Rhododendrons

  1. Hans Hächler

    Lieber Fred

    Dein Bericht von heute Montag hat mir einmal mehr sehr gut gefallen. Es macht Spass, deine Erlebnisse auf dem Weg nach Santiago de Compostela in Wort und Bild mitverfolgen zu können!
    Nein, Fred, ich habe jetzt überhaupt nicht den Eindruck, dass du ein „Jammeri“ bist. Ich hatte diesen Eindruck auch nicht in Spanien, als wir 2019 zu dritt diverse Kilometer unter „erschwerten“ Bedingungen westwärts vorrückten. Kein schlechtes Wort von dir, als wir uns eines Morgens gegen aufgeschreckte Kühe blitzartig (oder noch schneller) aus dem Staube machen mussten. Während ich im Dornengestrüpp „landete“, hast du seelenruhig die ganze Szene gefilmt. Sensationell – diese Überlegenheit!
    Du hast Recht, das eine Bild hat wirklich einen Touch aus der spanischen Welt …
    Meine Frage an dich: Wie muss ich mir die Markierung deines Weges vorstellen? Gibt es da eine Art „Signalisation“ – vergleichbar mit Spanien. Und die Ortsschilder, verraten sie irgendetwas von der Bedeutung deines Weges? Würdest du mir da bei Gelegenheit ein „verräterisches“ Foto liefern? Vielen Dank für den Service.

    Für morgen Dienstag wünsche ich dir alles Gute – vor allem auch, was das Wetter anbelangt.

    Mit kameradschaftlichem Gruss
    Hans

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